Mittwoch, 23. August 2017

FROH- ODER DROHMEDIZIN ?

Hinter diesem Thema verbirgt sich die gesamte Medizin. Die drei Worte körperliche Aktivität und „Diät“ (bedeutet ursprünglich Lebensführung) sind von zentraler Wichtigkeit für die Existenz des Menschen. Am besten erkläre ich Ihnen das an Herrn Mustermann.

Mustermann hat Angst vor Krebs. Speiseröhrenkrebs. Völlig zu Recht. Er leidet an chronischem Sodbrennen. Dies führt, wie wir wissen, zum Barrett-Syndrom und dann möglicherweise zum Krebs.

Zeitgerecht hören wir in der Vorwoche von Prof. Siewert, dass dieser Krebs etwa 1000 Menschen jährlich in Deutschland befällt. Und – so Prof. Fischer, Deutsche Krebshilfe – dass dieser Krebs einzigartig sei: Hier seien nämlich die wesentlichen Risikofaktoren und Vorstufen bekannt. Und die sind: Übergewicht, ungesunde Ernährung, Alkoholkonsum.

Übergewicht beseitigt man durch körperliche Aktivität und kohlenhydratarme Ernährung, und ungesunde Ernährung und Alkoholkonsum durch gesunde Nahrung. Wir wissen bei diesem Krebs also ganz präzise, wie wir ihn mit Sicherheit verhindern können.

Seltsamerweise erklärt uns die Deutsche Krebshilfe im gleichen Artikel, dass jetzt ein 3-Jahres-Verbundprojekt gestartet sei, um dieses Barrett-Carcinom näher zu erforschen. Ich greif mir da an den Kopf. Was will man denn da erforschen?

Aber weiter: Nehmen Sie das Colon-Carcinom. Prof. Scheppach erklärt auf dem Darmkrebs-Kongress in Würzburg Mai 2002, dass man durch Anheben der Vitaminspiegel im Blut die Inzidenz des Dickdarmkrebses um 75% senken könne.
75%: Heißt in der Praxis, dass man diesen Krebs bereits weitgehend beherrschen kann. Durch Vitamine. Das war nämlich das Ergebnis u.a. der Krankenschwester-Studie Los Angeles an 76.000 Teilnehmern. Die hatten täglich Mikronährstoffe (Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe) eingenommen.

Wenn ich so etwas höre, weiß ich, dass man mit Ernährung, in diesem Fall Vitaminen, und wenn man den Krebszellen Zucker entzieht, viele Krebsformen praktisch in den Griff bekommen kann. Verschreiben Sie Ihren Patienten täglich genügend Vitamine?

Und natürlich wissen wir schon lange, dass bei Menschen, die sich täglich bewegen, die Darmkrebshäufigkeit auf die Hälfte reduziert wird. Ebenfalls Prof. Scheppach. Also zusammengefasst: durch Bewegung 50%, durch Ernährung 75% Reduktion Wir dürfen sagen, dass wir den Darmkerbs mit diesen zwei Begriffen im Griff haben.

Und dennoch – wie Sie wissen – starten wir in Deutschland, der Schweiz Großprävention mit der Colonoskopie. Gucken also hin, ob der Krebs schon da ist. Sehr wichtig, vor allem bei 50+. Wissen aber gleichzeitig auch, wie wir ihn verhindern könnten...

Oder nehmen Sie den Brustkrebs. Die Direktorin der Univ. Frauenklinik München, Prof. Kiechle, berichtet, dass 8 Stunden Sport pro Woche die Inzidenz des Mamma-Carzinomes um 50% senkt. Also nur noch halb so viel Operationen, Chemotherapie, Leid und Tränen. Allein durch Bewegung. Bewegt sich daraufhin jede deutsche Frau acht Stunden pro Woche?

Und schon länger ist uns bewusst, dass Japanerinnen aufgrund ihrer Kost, darunter Soja, kaum vom Brustkrebs befallen werden – genauso wie Japaner kaum Prostatakrebs bekommen. Wenn Sie wieder addieren Bewegung und Ernährung können Sie zusammenfassend sagen, dass wir uns über Brustkrebs eigentlich keine Gedanken mehr machen müssten!

Und so könnten wir jetzt jede Krebsform besprechen. Gehen wir aber zu einer noch häufigeren Todesursache, den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, also der Arteriosklerose mit Herzinfarkt und Schlaganfall. Die häufigste Todesursache in Deutschland.

Seit der Framingham-Studie, seit den wissenschaftlichen Arbeiten von Prof. Leaf, Harvard University, wissen wir, dass Gesellschaften mit einem Cholesterinspiegel unter 150 mg% praktisch keinen Herzinfarkt kennen. Keine Gefäßerkrankungen kennen.

Das liegt natürlich nicht am Cholesterin. Ein grober Irrtum in der Vergangenheit. Sondern Cholesterin ist nur ein Parameter für eine ganz bestimmte Lebensweise. Wir kennen schließlich mindestens 6 messbare Gefäßrisikofaktoren, wovon nur einer das oxidierte LDL-Cholesterin ist. Und davon gibt es 7 Unterfraktionen mit unterschiedlichen Auswirkungen auf Ihr Herz-Kreislauf-Risiko. Kann schon mal um Leben und Tod gehen. Da braucht’s einen persönlichen Bodyguard. Wussten Sie das? Kennt Ihr Hausarzt diese Untersuchung? Führt er Sie bei Ihnen durch oder ist ihm das zu teuer wegen seiner Statistik? Wir messen das und verdienen nichts dabei, denn die Rechnung stellt das Labor. Na also, geht doch.

Und wie diese Lebensweise aussieht, wissen wir ganz genau. Sie kann beschrieben werden durch zwei Worte: Bewegung und Ernährung. Die Resultate messen wir fast täglich.
Wir wissen also, wie wir das Leben von Hunderttausenden jährlich retten könnten. Was tun wir? Wir schieben Herzkatheder und verschreiben für Milliarden Lipidsenker (= Cholesterinsenker).

Besonders eindrucksvoll das Buch „Fit wie ein Diabetiker“. Sogar in der Wirtschaftswoche (Wiwo) besprochen. Ein Mensch mit Diabetes Typ II beschreibt seinen Leidensweg und die Lösung. Beschreibt, wie er sich den Diabetes angegessen und angesessen hat, und wie er ihn durch Laufen und andere Kost ohne Tabletten wieder in den Griff bekommen hat. Im neuen Editorial der Wiwo wird stolz angemerkt, dass dieser Autor jetzt in den Talk-Shows herumgereicht wird, dass sich sogar Krankenkassen und Pharmafirmen für seine Methode, den Diabetes zu bewältigen, interessieren. Da greift man sich an den Kopf.

Wir alle haben ja wohl schon vor 10 Jahren diese berühmte Artikelüberschrift gelesen „Es gibt keine Diabetes Typ II, es gibt nur zu dick“. Ausnahmen (10%) bestätigen die Regel.

Und so könnte man endlos Krankheiten aufzählen, die es nicht geben würde, wenn die Worte Bewegung und Ernährung im tägliche Leben umgesetzt würden. Das ist uns Ärzten natürlich allen bekannt. Und wir wissen alle, warum es hier bis heute keine Lösung gibt. Warum wir weiterhin Milliarden für das Krankheitssystem aufwenden, warum wir weiterhin operieren, Chemotherapie anwenden, und Herz verpflanzen: Christian Barnard hat doch tatsächlich ein halbes Jahr vor seinem Tode einem Reporter gesagt: Herzen würde er heute im Alter, klug geworden, nicht mehr verpflanzen. Er würde sich heute darum kümmern, dass die Herzen gar nicht erst krank werden würden. Und wie? Mit einem Bewegungsprogramm, Ernährungsprogramm, Entspannungsprogramm. Wörtliches Zitat! Er war Südafrikaner. Südafrika kenn ich bestens, wie Sie wissen...

Aber Sie alle kennen die Schwierigkeit dahinter. Wie bringt man die Menschen dazu? Genau das möchten Sie heute hier von mir wissen. Und ich möchte Ihnen tatsächlich eine Lösung präsentieren.

Als erstes halbieren wir das Problem. Wir sprechen nicht über Ernährung. Nicht nur wir Ärzte, auch unsere Patienten wissen nämlich Bescheid. Sie wissen, dass sie 5 x am Tag Gemüse essen müssten, gute Fette essen müssten. Kaum leere Kohlenhydrate etc. etc. Tun es aber nicht. Und wenn wir uns an die eigene Nase fassen, wissen wir, dass wir selbst, wir Ärzte, es auch nicht tun. Dann sollten wir darüber auch nicht reden. Wenn man ein Kind Tag für Tag mit nörgelnder Stimme ermahnt, wird das Kind einem nicht mehr zuhören.

Und genau das tun die Patienten in Deutschland. Die hören uns und den Ernährungsfachgesellschaften schon lange nicht mehr zu. Das Überraschende ist doch: Müssen sie auch nicht. Es gibt keinen größeren Irrglauben als den, sich einzubilden, man könne seine tägliche Ernährung vernünftig mit dem Gehirn steuern.

Wir werden gesteuert. Unvernünftig Vom Bauch. Das Geheimnis liegt ganz woanders:

Wenn Sie das erste Wort, Bewegung ernst nehmen, erwacht in Ihnen die somatische Intelligenz, ein Instinkt, der z.B. Kinder leitet. Und diese Intelligenz würde Ihnen erzählen, was für Sie richtiges Essen ist. Das ist nämlich für jeden Menschen ein anderes. Wenn Sie sich täglich bewegen, werden Sie ganz automatisch immer richtiger essen, immer gesünder essen. Ein tiefes Geheimnis.

Und gleichzeitig die Lösung. Sprechen Sie bitte mit Ihren Patienten nicht über Ernährung. Sinnlos. Diesen Teil übernimmt der Körper instinktiv wenn Sie...

...die Menschen zum Bewegen, am besten zum Laufen bringen. Das ist das ganze Geheimnis und gleichzeitig höchste Kunst. Wie macht man das?

Die Lösung wird mit dem Wort Frohmedizin beschrieben. Wir alle haben gelernt und wir lehren die Drohmedizin. Wir Ärzte haben uns mit Krankheit, Leid und Tod beschäftigt. Und warnen natürlich: Wenn Sie sich nicht bewegen, trifft Sie der Schlag. Wenn Sie so falsch essen, bekommen Sie einen Herzinfarkt. Das nenne ich Drohmedizin.

Frohmedizin bedeutet, den Menschen die Vorteile klar zu machen. Wenn sie sich bewegen, werden sie wieder glücklich. Wenn sie sich richtig ernähren werden sie leicht, wach im Hirn und haben viel mehr Antrieb.

Auch der Frohmediziner, auch ich, habe täglich bei meinen fröhlichen Vorträgen sehr wohl die Krankheiten vor mir. Ich spreche aber nur noch selten darüber. Kennen Sie den Begriff der self-full-filling prophecy? Das tun wir Ärzte. Wenn alle Zeitschriften und wir über Krebs sprechen...

Frohmedizin spricht ganz bewusst über das Schöne, über das Positive, über das Erstrebenswerte, was ja – durchaus seriös, durchaus wissenschaftlich beweisbar – durch Bewegung (und richtige Ernährung) entstehen kann und tut.

Wie man so etwas praktisch macht, würde ich Ihnen gerne heute demonstrieren. Ich möchte Sie dazu bitten, sich für einen Moment in die Zielgruppe zu verwandeln. Also in die Dicken und Faulen. Sich bequem hinsetzen, auszuatmen und einfach nur zuzuhören (nach Dr. Ulrich Strunz):

Sie stellen sich jetzt also bitte vor. Sie wären dick und faul, und ich versuche, Sie zum Laufen, zum Joggen, zur täglichen Bewegung zu bringen. Fertig? Dann los:
Stehen Sie bitte auf. Jetzt.

Trippeln Sie bitte auf der Stelle. Jetzt.

Das war’s.

Das können Sie. Das schafft jeder von Ihnen eine Minute. Jetzt. Keine Kunst. Einfach auf der Stelle trippeln. Ganz mutige können eine zweite Minute anhängen und sich möglichst langsam vorwärtsbewegen. Mit schnellen kleinen Trippelschritten.

Strengt Sie nicht an. Fühlt sich sogar gut an. Man ist ein bisschen beweglicher, ein bisschen luftiger. Und macht – ganz nebenbei – eine ganz merkwürdige Entdeckung: Der Mensch trippelt auf dem Vorfuß. So wie das jeder Elefant (wussten Sie nicht?) auch tut.

Jetzt kommt’s: bitte trippeln Sie am ersten Tag eine Minute. Im Wohnzimmer. Am zweiten Tag zwei Minuten. Am dritten Tag drei Minuten. Im Wohnzimmer. Gucken Sie dabei zum Fenster raus. Am fünften Tag wird Ihnen die ganze Sache zu blöd: Sie verlassen das Haus.

Einverstanden. Trippeln Sie einfach ums Haus rum. Sechs Minuten. Am nächsten Tag sieben Minuten. Und wissen Sie was... Sie sind zum Läufer geworden. Mit einem Minimum an Konsequenz sogar schon zum Marathonläufer.

Durch den Trick des Trippelns, den Trick der minütlichen Steigerung gewöhnt sich ihre eingerostete Wade, auch die Achillessehne an die zugegeben belastende Bewegung des Vorfußlaufes. Wird langsam „ein“trainiert.

Und Sie bekommen von Anfang an das Gefühl: laufen ist leicht. Das kann ja meine Oma. Was reden die anderen immer so? Die anderen? Die wollen zu schnell zu viel. Die laufen gleich los, am schlimmsten in der Gruppe. Wollen sich beweisen, dass sie schon am ersten Tag eine halbe Stunde schaffen. Schneller, als ihnen gut tut. Hören folgerichtig sehr bald mit diesem Unfug auf.

Sie sind schlauer. Sie pirschen sich von unten, ganz langsam ans Ziel heran. Das Ziel? Merken Sie in der vierten Woche. Das Ziel heißt Reflex. 

Wenn Sie diese kleine Trippelübung täglich zur gleichen Zeit vier Wochen tun, wird sie zum Reflex. Wird Ihr Körper automatisch wollen. Wird drauf bestehen. Plötzlich gibt es auch keinen inneren Schweinehund mehr. Sie wollen.

Der sicherste Weg, auch als Dicker und Fauler zum Läufer zu werden. Nach vier Wochen sind Sie’s. Gratulation.

Übrigens:
Wissen Sie, ob Sie vorwiegend Kohlenhydrate oder Fett verbrennen? Wussten Sie, dass man das messen kann, in 5 Minuten, ohne Nebenwirkungen und Anstrengung? Misst das Ihr Hausarzt, bevor er Ihnen die nächste Diät verschreibt? Wir messen das. Na also, geht doch.
Kennen Sie Ihren Körperfettanteil? Viel wichtiger als das Gewicht, das fast nichts aussagt. Kennen Sie den Anteil des gefährlichen Fettes in Ihrem Körper, dem sogenannten viszeralen Fett? Wussten Sie, dass man das messen kann? Misst das Ihr Hausarzt? Kann um Leben und...hatten wir schon mal. Wir messen das. Na also, geht doch.
Das Problem sind nicht die Technik, die Hausärzte, Alain Berset, die Ernährungsgesellschaften, die Bundesämter für Gesundheit, die gerne neue Programme erfinden, um, Sie wissen schon...
Das Problem sind Sie. Ins Handeln kommen. Fokus. Ziele. Resultate. Eigenverantwortung. Map (=Massive action plan, nicht erst an Sylvester oder im Rehazenter). Sie. Der wichtigste Mensch für – Sie.

Bereits der grosse Erich Kästner wusste es: 
„Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es!“

 @ Dres. med. Marco Caimi et Ulrich Strunz


Passende Angebote in der Männerpraxis:

Unser Check-Parcours Bodyguard in der Männerpraxis (Flyer-Download)

Unser Abendseminar, um endlich ins Handeln zu kommen: „La Dolce vita





Freitag, 11. August 2017

ZARTE SEELCHEN...

Ein alter Schamane aus Indien unterrichtete seine Enkel in der Kunst des Heilens. Er sprach davon, dass auch in ihnen, wie in jedem anderen Menschen, zwei Wölfe leben und dauernd miteinander kämpfen.
„Einer der Wölfe erzeugt Krankheit,“ sagte der Schamane. „Seine Nahrung setzt sich aus Angst, Furcht, Wut, Neid, Gier, Eifersucht und Selbstzweifeln zusammen. Die des anderen Wolfs enthält die Gesundheit, Selbstvertrauen, Freude, Zuversicht, Glück, Demut, Liebe und Mitgefühl.“
Die Enkel lauschten gebannt seinen Worten und machten sich fleissig Notizen. Als der Schamane mit dem Unterricht fortfahren wollte, meldete sich einer der Enkel:
„Moment, Grossvater, du hast uns noch nicht verraten, welcher der Wölfe den Kampf gewinnt.“ Der Schamane antwortete seinem Enkel: „Ist das nicht völlig klar? Es gewinnt immer der Wolf, den du fütterst!“

Eine wunderbare Geschichte, die eine der wichtigsten Weisheiten des Lebens enthält: Dass wir unser Schicksal in den eigenen Händen haben. Es ist unsere Entscheidung, welcher der beiden Wölfe wir füttern. Aber es ist eine Entscheidung. Viele Menschen treffen selten Entscheidungen, was natürlich auch eine ist...Bloss: von welcher Qualität und Konsequenz?
Unsere Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden, ja selbst die Eigenliebe hängt davon ab, wie wir unser Leben gestalten, welchen Empfindungen wir Raum geben und welche wir nähren. Wenn sich unsere Seele wohlfühlt, weil wir den einen Wolf nähren, resultiert daraus Gesundheit und Wohlbefinden. Ein glücklicher Mensch ist viel seltener krank. Dazu gehört ein Leben zu führen, dass zu uns passt und unseren Wünschen entspricht. Dafür braucht man das Selbstvertrauen, ohne Angst Neuland zu betreten, ohne Furcht die eigene vermeintliche Komfortzone zu verlassen, die aber nicht selten eine Null-Emotions-Zone ist, eingezäunt von unserer Vollkaskomentalität oder wie kann es sonst sein, dass sich der Umsatz von Antidepressiva und Tranquilizern in den letzten 10 Jahren verdoppelt haben? Alles glückliche Menschen...

Angst lähmt und frisst die Seele auf 
Viele Menschen haben Angst. 40 Millionen Amerikaner werden pro Jahr mit einer Angststörung diagnostiziert. Starke Beruhigungsmittel wie Xanax bringen der Pharmaindustrie jährlich Milliarden Dollars ein. Wie die „New York Times“ kürzlich berichtete, haben die Angststörungen die Volkskrankheit Depression abgelöst. Laut dem National Institute of Mental Health leiden heute 38% aller Mädchen und 26 % aller Jungen zwischen 13 und 17 an einer Angststörung. In der Schweiz sind etwa 2/3 aller SchülerInnen dauernd oder irgendwann mal in einer psychologischen Abklärung oder Therapie. Schöne neue Welt: Auf den Campus der Universitäten und in Schulen ist die Angststörung das grösste Gesundheitsproblem. Die Generation der Babyboomer, zu der auch der Schreibende gehört, hat den Kindern jede Frustration zu ersparen gesucht. Jeder Harm wurde von den Kids ferngehalten. Kinder brauchen aber auch die Erfahrung, dass es im Leben Widerwärtigkeiten gibt und nicht nur Kuschelzoos. Im angelsächsischen Raum spricht man bei solchen Studenten und Schülern mit dem grossen Empfindsamkeitskult von „Snowflakes“, was übersetzt etwa so viel wie „zarte Seelchen“ bedeutet.

Der Zeitgeist? 
Obschon die Angststörung als klinische Erkrankung gilt, scheint die grassierende Ängstlichkeit mehr ein Symptom unserer Zeit zu sein. Der Systemtheoretiker Niklas Luhmann hat schon in den achtziger Jahren die Angst zum Grundrauschen unserer „durchrationaliserten und entemotionalisierten Gesellschaft“ erklärt.
Hinzu kommt, dass unser rastloser Lebensstill mit der ungeheuren Beschleunigung aller Kommunikationsprozesse die menschliche Psyche in stete Alarmbereitschaft versetzt. Wir kommen nicht mehr zur Ruhe und vor allem nicht mehr zu uns selbst. Wer sich abhanden kommt, hat Angst und verharrt wie das Kaninchen vor der Schlange. Der „aussengeleitete Mensch“ (Heinz Bude: Gesellschaft der Angst, 2014), der sich ständig an anderen statt an seinen inneren Werten und Zielen misst, in notorischer Angst vor dem Abstieg und deshalb in ängstlichem Konformismus lebt, ist der Normaltypus unserer Tage. Er ist getrieben vom Gefühl des Zeitdrucks, von chronischem Stress und Konkurrenzdenken in hochkompetitiven Ballungsräumen und ein Opfer dessen, was der italienische Philosoph Giacomo Marramao mit dem Begriff „Zeitsyndrom“ als Grundlage der globalisierten Gesellschaft erfasst hat: Der wachsenden Diskrepanz zwischen dem Übermass an Möglichkeiten und der fehlenden Zeit zu ihrer Erfahrung.
Auch jüngere Menschen, die ihren sozialen Status, für die meisten das Synonym des Selbst, an der Anzahl ihrer Likes ablesen und ihre realen Defizite an den durchgestylten Online-Profilen ihrer 799 Facebook-Freunden messen, geraten in eine lähmende Angstspirale.

Experten 
Sie sind sich nicht wirklich einig, was unter krankhafter Angst zu verstehen ist. Stützen wir uns also auf das „Diagnostic and Statistic Manual of Mental Disorders“. Dieses definiert die Angststörung als eine sich über mind. ein halbes  Jahr erstreckende Periode unkontrollierbarer Sorgen, die von mindestens drei der folgenden Konstanten begleitet ist:
  • Permanente Unruhe
  • Chronische Erschöpfung
  • Konzentrationsstörungen
  • Freudverlust
  • Entscheidungsunfähigkeit
  • Dauernde Anspannung und anhaltende Ein- und/oder Durchschlafstörung
Die grösste Angst ist diejenige vor dem Aktiv werden und dem Verändern. Seit mehr als zwei Jahrzehnten treiben mich zwei Frage und eine Gedanken-Frage herum:

Fragen:
  • Warum leben Menschen so unterschiedlich glückliche Leben?
  • Warum werden die einen aktiv und verharren die anderen in der Paralyse einer vermeintlichen Pseudosicherheit?
Gedankenfrage:
Was kann ich tun, wie muss ich kommunizieren, was muss ich vorleben, damit ich Menschen zum Handeln bringe?

So langsam beginnt es mir zu dämmern...Dieses Wissen möchte ich Ihnen gerne in unserem kurzweiligen Abendseminar „LA DOLCE VITA“ weitergeben.

Info und Anmeldungen unter 061/225 92 77 oder info@caimi-health.ch.
Die Teilnehmerzahl ist auf 10 beschränkt! (31. August 2017 ausverkauft!)

In uns allen schlummert so viel mehr, als die meisten von uns glauben. Tun Sie endlich, was Sie schon lange tun möchten. Schieben Sie Träume und Ziele nicht weiter auf und lassen Sie sich nicht länger von Ihren Ängsten oder einem geringen Selbstvertrauen begrenzen. Nehmen Sie Ihr Wohlbefinden, Ihre Eigenliebe, Ihre Kreativität und damit auch Ihre Gesundheit in die eigenen Hände: Werden Sie aktiv.

Ich freue mich auf Sie!

Dr. med. Marco Caimi





Freitag, 4. August 2017

ÄLTER WERDEN – NA UND?

Peter und Markus sind beide dieses Jahr 60 geworden. Peter ist seit drei Jahren verwitwet, Markus seit 10 Jahren geschieden. Sie kennen sich seit der Schulzeit und sind auch danach Freunde geblieben. Diese Freundschaft ist aber in den letzten Monaten etwas ins Wanken geraten: Peter mag das Jammern von Markus nicht immer gleich gut ertragen: Er fühlt sich stets müde und abgeschlagen, wird seine Pfunde nicht mehr los, am Arbeitsplatz wird er nicht mehr ganz ernst genommen, der Bewegungsapparat schmerzt zunehmend, er ist häufig stark erkältet und die Pillen, die ihm der Hausarzt verschrieben habe gegen hohen Blutdruck und zur Unterstützung seines Cholesterin- resp. Fettstoffwechsels mag er auch nicht immer nehmen. Nachts liegt er oft wach und grübelt, er fühlt sich zunehmend einsam, was auch damit zusammenhänge, dass er kaum noch Frauen kennen lernt. Auch Freunde hat er nur noch wenige. Er wird immer fauler, kann sich nicht mehr für körperliche Aktivitäten aufraffen, selbst das Einkaufen von Kleidern fällt ihm oft (zu) schwer, so dass er lieber in seinen allmählich abgetragenen Klamotten herumläuft. Schon kleinste Probleme stressen ihn unheimlich. Entsprechend sieht Markus aus: Unzufrieden, herabfallende Mundwinkel, fahle Haut, Wampe, wenig attraktive Klamotten, eingefallene Schultern, leerer Blick ohne Lebensfreude. In seiner Freizeit schaut er viel fern, oft wahllos.
Anders Peter: Minimales Übergewicht, gesunde Hautfarbe, fröhliche Ausstrahlung, leuchtende Augen, hat sich vor 5 Jahren noch selbständig gemacht, weil er kein „corporate animaler Erfüllungsgehülfe“ von jungdynamischen HSG- und Harvard-Master-Abgänger mehr sein wollte. Peter ist voller Energie, meist gut drauf, mit einem ehrlichen Lächeln im Gesicht, über das Alter und seine Rente macht er sich wenig Gedanken. Aufgrund seiner einnehmenden Art fällt es ihm nicht schwer, Leute kennen zu lernen, auch Frauen. In seiner Freizeit trifft er Freunde und scheut sich auch nicht vor der Natur.

Unterschiedliches Altern 
Warum altern wir so unterschiedlich? Eine Frage, die viele umtreibt, auch Bioengeenering- und ähnliche Firmen. Viele sagen, es seien die Gene, andere die Umwelt und nicht wenige, der persönliche Lebensstil. Der Adipositas-Forscher George Bray hat es auf seine Art formuliert: „Gene laden die Pistole und der Lebensstil und die Umwelt drücken ab.“

Was aber sind Alterungsfaktoren? 
·         - Zunahme des Körperfettanteils
·         - Abnahme der Muskulatur
·         - Zunahme der Insulinresistenz (=höhere Zuckerwerte)
·         - Erhöhung des Blutdrucks
·         - Erhöhung des Ruhepulses
·         - Erhöhung der schlechten Cholesterinwerte
·         - Verminderung der Herz-Kreislauf-Kapazität
·         - Abnahme der Libido (Lust)
·        -  Abnahme der Potenz
·         - Abnahme der Koordination und Beweglichkeit (= erhöhte Sturzgefahr)
·         - Abnahme der Gehirnmasse
·         - Abnahme von Konzentration und Merkfähigkeit
·        -  Schlaffer werden der Haut
·         - Zunahme von Stimmungsschwankungen und Erschöpfungsdepressionen
·         - Steigende Krebshäufigkeit und anderer chronischer Erkrankungen
·         - Zunehmende Isolation

Älter werden ist wirklich toll, gell...? Viele dieser Faktoren setzen zwischen dem 30. und 35. Lebensjahr bereits ein, denn für die Natur haben wir theoretisch unseren Reproduktionsauftrag erfüllt. Nach dem 50. Lebensjahr kommt eine deutliche Beschleunigung hinzu...

Die viele umtreibende Frage lautet: Sind wir dem „einfach so“ ausgeliefert? Die mittlerweile hochwissenschaftliche und nicht mehr billig antiaging-mässige Antwort lautet entschieden: NEIN!

Um zu verstehen, was wir alles dagegen tun können, müssen wir in die Tiefe unserer Zellen, von denen wir ca. 70 Billionen besitzen, steigen. Lange dachten wir, dass die Zelle die kleinste Einheit unseres Körpers ist. Was sich darin abspielte, wussten wir nicht. Die Zelle war für uns gewissermassen eine Black Box. Erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts begann die Wissenschaft dieses Geheimnis zu lüften, unter anderem auch dank der Erfindung des Elektronen-Mikroskopes.
Man entdeckte den Zellkern, die DNA (Watson und Crick) und verstand die Funktion der Chromosomen, auf denen sich unsere Gene befinden, besser und besser.  Bei den Chromosomen begegnen wir an deren Enden den Telomeren, spezielle Abschnitte der DNA, die bei jeder Zellteilung kürzer werden. Diese Telomere beeinflussen, wie schnell Zellen (und damit auch wir) altern. Dies hängt davon ab, wie schnell sich die Telomere abnutzen. Die ausserordentliche Entdeckung, die u.a. die Medizin-Nobelpreisträgerin von 2009, Elisabeth Blackburn und ihr Team, aber auch andere Forschergruppen, gemacht haben, besteht darin, dass sich die Enden unserer Chromosomen tatsächlich verlängern können. Folglich ist Altern nicht einfach Schicksal, sondern ein dynamischer Prozess, der beschleunigt oder verlangsamt oder sogar rückgängig gemacht werden kann! Altern muss nicht, wie lange Zeit geglaubt, eine Einbahnstrasse hin zu Verfall und Siechtum sein. Älter werden wir alle, aber wie, hängt in hohem Masse von unserer zellulären Gesundheit ab – und die haben wir in unseren eigenen Händen!

Zellalterung
Bisher lautete die Frage: Warum altern Menschen unterschiedlich? Die wichtigste Ursache ist das Altern der Zellen. Neu lautet die Frage also: Was führt dazu, dass Zellen schneller oder gar vorzeitig altern? Die Antwort liegt in den Telomeren, also unseren Chromosomen-Enden.
Zu Ihrem besseren Verständnis, was Telomere sind:
Stellen Sie sich Schnürsenkel vor. An ihren Enden hat es Plastikkappen, sogenannte Stifte oder Pinken. Diese sollen verhindern, dass die Schnürsenkel ausfransen. Stellen Sie sich nun bitte vor, die Schnürsenkel wären die Chromosomen. Die Telomere sind genau diese Stifte, die verhindern, dass die Chromosomen und damit das Erbmaterial zerfasert. Leider verkürzen sich die Telomere im Lauf eines Lebens, insbesondere bei unsachgemässer Wartung gehen die Stifte kaputt und die Chromosomen fransen aus wie Schnürsenkel. Dann kann man sie auch wegwerfen, wie die Zellen auch, denn die Telomere werden immer kürzer und kürzer, bis sich die Zelle nicht mehr teilt und „seneszent“ wird. Man könnte auch von „Zelldebilität“ sprechen. Seneszente Zellen verlieren aber nicht nur die Fähigkeit zur korrekten Teilung (replikative Seneszenz), sondern stecken andere Zellen an, wie eine faule Orange die anderen in einem Bottich: Sie setzen entzündungsfördernde Substanzen frei (Zytokine), die uns anfälliger für Schmerzen und chronische Erkrankungen, zu denen infolge Zellfehlteilung(en) auch Krebs gehört. Es endet die Gesundheitsspanne viel zu früh und es beginnt die Krankheitsspanne.

Einfluss auf die Telomere
Die weltweite Forschung hat diverse negative Beeinflusser der Telomere, deren Länge übrigens in hochspezialisierten Labors bestimmt werden kann, eruiert:

Psyche
·         - Chronischer Stress
·         - Mangelhafte oder fehlende Resilienz (Umgang mit chron. Stress)
·         - Mangelnde mentale Regeneration (Entspannung)
·         - Mangelnde Sinnfindung beruflich und/oder privat
·         - Starke ungewollte Abhängigkeiten

Physis
·         - Mangelnde körperliche Aktivität
·         - Schlechte Schlafqualität
·         - Zu wenig Schlaf (mangelnde körperliche Regeneration)
·         - Gestörter Zucker- und Fettstoffwechsel
·         - Ernährungssünden (zu hoher Zuckerkonsum, zu viel industriell gefertigte Nahrung)
·         - Genussmittel im Übermass

Umwelt
·         - Arbeitsplatzunzufriedenheit
·         - Zu langer Arbeitsweg
·         - Toxische Expositionen
·         - Unbefriedigende Wohnsituation
·         - Mangelhafte oder schlechte Beziehungsqualität
·         - Isolation

(Zu den positiven Beeinflusser gehört immer der Umkehrschluss zu den obenstehenden Kill-Faktoren). Klartext-Beispiel: Eine schlechte Beziehung hat nicht nur mit Glück oder weniger Glück zu tun, sondern ist ein vorzeitiger Alterungs- und Lebensbegrenzungsfaktor.

Im Rahmen unserer langjährigen Stress- und Resilienz-Recherchen tut sich nun auf intimster Ebene unseres Körpers, der Zelle und ihrem Kern, ein Füllhorn von faszinierenden Beeinflussungsmöglichkeiten auf für ein Leben in Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Humor und sehr langer Gesundheitsspanne!

Gerne würden wir Ihnen vieles davon mehr in unserem Abend-Seminar
"LA DOLCE VITA – was uns antreibt oder bremst" näher bringen.

Info und Anmeldungen unter 061/225 92 77 oder info@caimi-health.ch.
Die Teilnehmerzahl ist auf 10 beschränkt!


Wir freuen uns auf Sie!

© Dr. med. Marco Caimi