Freitag, 4. August 2017

ÄLTER WERDEN – NA UND?

Peter und Markus sind beide dieses Jahr 60 geworden. Peter ist seit drei Jahren verwitwet, Markus seit 10 Jahren geschieden. Sie kennen sich seit der Schulzeit und sind auch danach Freunde geblieben. Diese Freundschaft ist aber in den letzten Monaten etwas ins Wanken geraten: Peter mag das Jammern von Markus nicht immer gleich gut ertragen: Er fühlt sich stets müde und abgeschlagen, wird seine Pfunde nicht mehr los, am Arbeitsplatz wird er nicht mehr ganz ernst genommen, der Bewegungsapparat schmerzt zunehmend, er ist häufig stark erkältet und die Pillen, die ihm der Hausarzt verschrieben habe gegen hohen Blutdruck und zur Unterstützung seines Cholesterin- resp. Fettstoffwechsels mag er auch nicht immer nehmen. Nachts liegt er oft wach und grübelt, er fühlt sich zunehmend einsam, was auch damit zusammenhänge, dass er kaum noch Frauen kennen lernt. Auch Freunde hat er nur noch wenige. Er wird immer fauler, kann sich nicht mehr für körperliche Aktivitäten aufraffen, selbst das Einkaufen von Kleidern fällt ihm oft (zu) schwer, so dass er lieber in seinen allmählich abgetragenen Klamotten herumläuft. Schon kleinste Probleme stressen ihn unheimlich. Entsprechend sieht Markus aus: Unzufrieden, herabfallende Mundwinkel, fahle Haut, Wampe, wenig attraktive Klamotten, eingefallene Schultern, leerer Blick ohne Lebensfreude. In seiner Freizeit schaut er viel fern, oft wahllos.
Anders Peter: Minimales Übergewicht, gesunde Hautfarbe, fröhliche Ausstrahlung, leuchtende Augen, hat sich vor 5 Jahren noch selbständig gemacht, weil er kein „corporate animaler Erfüllungsgehülfe“ von jungdynamischen HSG- und Harvard-Master-Abgänger mehr sein wollte. Peter ist voller Energie, meist gut drauf, mit einem ehrlichen Lächeln im Gesicht, über das Alter und seine Rente macht er sich wenig Gedanken. Aufgrund seiner einnehmenden Art fällt es ihm nicht schwer, Leute kennen zu lernen, auch Frauen. In seiner Freizeit trifft er Freunde und scheut sich auch nicht vor der Natur.

Unterschiedliches Altern 
Warum altern wir so unterschiedlich? Eine Frage, die viele umtreibt, auch Bioengeenering- und ähnliche Firmen. Viele sagen, es seien die Gene, andere die Umwelt und nicht wenige, der persönliche Lebensstil. Der Adipositas-Forscher George Bray hat es auf seine Art formuliert: „Gene laden die Pistole und der Lebensstil und die Umwelt drücken ab.“

Was aber sind Alterungsfaktoren? 
·         - Zunahme des Körperfettanteils
·         - Abnahme der Muskulatur
·         - Zunahme der Insulinresistenz (=höhere Zuckerwerte)
·         - Erhöhung des Blutdrucks
·         - Erhöhung des Ruhepulses
·         - Erhöhung der schlechten Cholesterinwerte
·         - Verminderung der Herz-Kreislauf-Kapazität
·         - Abnahme der Libido (Lust)
·        -  Abnahme der Potenz
·         - Abnahme der Koordination und Beweglichkeit (= erhöhte Sturzgefahr)
·         - Abnahme der Gehirnmasse
·         - Abnahme von Konzentration und Merkfähigkeit
·        -  Schlaffer werden der Haut
·         - Zunahme von Stimmungsschwankungen und Erschöpfungsdepressionen
·         - Steigende Krebshäufigkeit und anderer chronischer Erkrankungen
·         - Zunehmende Isolation

Älter werden ist wirklich toll, gell...? Viele dieser Faktoren setzen zwischen dem 30. und 35. Lebensjahr bereits ein, denn für die Natur haben wir theoretisch unseren Reproduktionsauftrag erfüllt. Nach dem 50. Lebensjahr kommt eine deutliche Beschleunigung hinzu...

Die viele umtreibende Frage lautet: Sind wir dem „einfach so“ ausgeliefert? Die mittlerweile hochwissenschaftliche und nicht mehr billig antiaging-mässige Antwort lautet entschieden: NEIN!

Um zu verstehen, was wir alles dagegen tun können, müssen wir in die Tiefe unserer Zellen, von denen wir ca. 70 Billionen besitzen, steigen. Lange dachten wir, dass die Zelle die kleinste Einheit unseres Körpers ist. Was sich darin abspielte, wussten wir nicht. Die Zelle war für uns gewissermassen eine Black Box. Erst in der Mitte des letzten Jahrhunderts begann die Wissenschaft dieses Geheimnis zu lüften, unter anderem auch dank der Erfindung des Elektronen-Mikroskopes.
Man entdeckte den Zellkern, die DNA (Watson und Crick) und verstand die Funktion der Chromosomen, auf denen sich unsere Gene befinden, besser und besser.  Bei den Chromosomen begegnen wir an deren Enden den Telomeren, spezielle Abschnitte der DNA, die bei jeder Zellteilung kürzer werden. Diese Telomere beeinflussen, wie schnell Zellen (und damit auch wir) altern. Dies hängt davon ab, wie schnell sich die Telomere abnutzen. Die ausserordentliche Entdeckung, die u.a. die Medizin-Nobelpreisträgerin von 2009, Elisabeth Blackburn und ihr Team, aber auch andere Forschergruppen, gemacht haben, besteht darin, dass sich die Enden unserer Chromosomen tatsächlich verlängern können. Folglich ist Altern nicht einfach Schicksal, sondern ein dynamischer Prozess, der beschleunigt oder verlangsamt oder sogar rückgängig gemacht werden kann! Altern muss nicht, wie lange Zeit geglaubt, eine Einbahnstrasse hin zu Verfall und Siechtum sein. Älter werden wir alle, aber wie, hängt in hohem Masse von unserer zellulären Gesundheit ab – und die haben wir in unseren eigenen Händen!

Zellalterung
Bisher lautete die Frage: Warum altern Menschen unterschiedlich? Die wichtigste Ursache ist das Altern der Zellen. Neu lautet die Frage also: Was führt dazu, dass Zellen schneller oder gar vorzeitig altern? Die Antwort liegt in den Telomeren, also unseren Chromosomen-Enden.
Zu Ihrem besseren Verständnis, was Telomere sind:
Stellen Sie sich Schnürsenkel vor. An ihren Enden hat es Plastikkappen, sogenannte Stifte oder Pinken. Diese sollen verhindern, dass die Schnürsenkel ausfransen. Stellen Sie sich nun bitte vor, die Schnürsenkel wären die Chromosomen. Die Telomere sind genau diese Stifte, die verhindern, dass die Chromosomen und damit das Erbmaterial zerfasert. Leider verkürzen sich die Telomere im Lauf eines Lebens, insbesondere bei unsachgemässer Wartung gehen die Stifte kaputt und die Chromosomen fransen aus wie Schnürsenkel. Dann kann man sie auch wegwerfen, wie die Zellen auch, denn die Telomere werden immer kürzer und kürzer, bis sich die Zelle nicht mehr teilt und „seneszent“ wird. Man könnte auch von „Zelldebilität“ sprechen. Seneszente Zellen verlieren aber nicht nur die Fähigkeit zur korrekten Teilung (replikative Seneszenz), sondern stecken andere Zellen an, wie eine faule Orange die anderen in einem Bottich: Sie setzen entzündungsfördernde Substanzen frei (Zytokine), die uns anfälliger für Schmerzen und chronische Erkrankungen, zu denen infolge Zellfehlteilung(en) auch Krebs gehört. Es endet die Gesundheitsspanne viel zu früh und es beginnt die Krankheitsspanne.

Einfluss auf die Telomere
Die weltweite Forschung hat diverse negative Beeinflusser der Telomere, deren Länge übrigens in hochspezialisierten Labors bestimmt werden kann, eruiert:

Psyche
·         - Chronischer Stress
·         - Mangelhafte oder fehlende Resilienz (Umgang mit chron. Stress)
·         - Mangelnde mentale Regeneration (Entspannung)
·         - Mangelnde Sinnfindung beruflich und/oder privat
·         - Starke ungewollte Abhängigkeiten

Physis
·         - Mangelnde körperliche Aktivität
·         - Schlechte Schlafqualität
·         - Zu wenig Schlaf (mangelnde körperliche Regeneration)
·         - Gestörter Zucker- und Fettstoffwechsel
·         - Ernährungssünden (zu hoher Zuckerkonsum, zu viel industriell gefertigte Nahrung)
·         - Genussmittel im Übermass

Umwelt
·         - Arbeitsplatzunzufriedenheit
·         - Zu langer Arbeitsweg
·         - Toxische Expositionen
·         - Unbefriedigende Wohnsituation
·         - Mangelhafte oder schlechte Beziehungsqualität
·         - Isolation

(Zu den positiven Beeinflusser gehört immer der Umkehrschluss zu den obenstehenden Kill-Faktoren). Klartext-Beispiel: Eine schlechte Beziehung hat nicht nur mit Glück oder weniger Glück zu tun, sondern ist ein vorzeitiger Alterungs- und Lebensbegrenzungsfaktor.

Im Rahmen unserer langjährigen Stress- und Resilienz-Recherchen tut sich nun auf intimster Ebene unseres Körpers, der Zelle und ihrem Kern, ein Füllhorn von faszinierenden Beeinflussungsmöglichkeiten auf für ein Leben in Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Humor und sehr langer Gesundheitsspanne!

Gerne würden wir Ihnen vieles davon mehr in unserem Abend-Seminar
"LA DOLCE VITA – was uns antreibt oder bremst" näher bringen.

Info und Anmeldungen unter 061/225 92 77 oder info@caimi-health.ch.
Die Teilnehmerzahl ist auf 10 beschränkt!


Wir freuen uns auf Sie!

© Dr. med. Marco Caimi




1 Kommentar:

Lukas Brauchbar hat gesagt…

Gut geschrieben Bushman!
Gruss aus dem Busch.
Lukas