Freitag, 5. Februar 2016

Betreff-Zeile: VERMISSTENANZEIGE

„Im Wald zwei Wege boten sich mir dar,
und ich nahm den, der weniger betreten war,
und dies veränderte mein Leben.“
Robert Lee Frost



Einen Tipp zuvor: Bevor ihr empört den Newsletter abmeldet, schlaft mal drüber. Hab ich doch alles auch erlebt. Mehrfach. In allen Rollen.

In meiner Sprechstunde habe ich mich mit einigen über die Kunst
der Zwischenmenschlichkeit unterhalten - neudeutsch Paartherapie. Über Missverständnisse. Über eine Paarkommunkation, die man in den wesentlichen Punkten auch Stummfilm nennen könnte. Über Sehnsüchte und Seelenverwandschaften. Über Leid und Aufbruch. Über Toleranz und trotzdem vieles nicht verstehen können. Über fehlende Aufmerksamkeit, über ausgflogene Neugier, über vergrabene Verspieltheit. Ja, und über falsche Scham, die so vieles verhindert und kaputt macht.
Oft liegt es nur im kleinen Argen, der Teufel steckt nicht selten in den Details. Am Ende ist es die Summe.

Deshalb haben wir uns entschlossen, diese gehörte Kreatur mit Pferdefuss in einem Seminar auszutreiben. Nicht einfach, denn es braucht Mut, sich für so etwas anzumelden. Eine undefinierbare Angst hindert uns daran. Das Wort Angst hat indogermanische Wurzeln („anghu“) und heisst dort so viel wie „beengend“. Wie manchmal das Leben, für viele ein Mix zwischen Gefängnis und Wartezimmer auf den Tod.

Auf was wollen wir denn warten? Verharren wir nicht schon in einer Rente der Gewöhnung? Warten heisst Stillstand heisst Sterben. Ja, in der Tat sind viele schon vor dem letzten Atemzug tot. Wo sind die Fackelträger unseres wachen Bewusstseins geblieben?

Haben wir uns als Kind nicht mal das Versprechen gegeben, die Welt offen und vorurteilsfrei zu entdecken? Steckte nicht in jedem neu entdeckten Kieselstein eine kleine Welt? War nicht jede Pfütze ein See und jeder Tümpel, über den wir die Steine geschilffert haben, ein Ozean? Du glaubst mir nicht? Schau dir Fotos aus deiner Kindheit an und vergleiche deine Augen, deinen Blick, deine Ausstrahlung mit der Jetzigen....

Was haben wir uns als schon „Erwachsene“ ins Ohr geflüstert, als wir zusammen gekommen sind? Alles vergessen oder im Sumpf gesellschaftlicher Konventionen und der unerträglich gewordenen Gender- und Politkorrektheit erstickt?

Wo ist sie geblieben, diese Neugier, diese Unbeschwertheit, diese Offenheit? Haben wir sie tatsächlich abgegeben, zuerst an der Schul- dann an der Bürogarderobe? Und zu Hause? Dort hat sie nicht mehr mal mehr an der Garderobe Platz, sondern wir motten sie in einer Kiste ein und die steht im Keller oder auf dem Dachboden...Dieses „Aufräumen“ nennt man dann: „Wir haben uns irgendwie auseinander gelebt...“ Und meinen, dass uns der andere „einfach nicht mehr wahrgenommen hat.“ Dabei missachten wir das elfte Gebot: „Du sollst Gott nicht langweilen...“

Es gibt niemanden, den ihr für euren Beziehungs-Dauerschlaf verantwortlich machen könnt. Nein, auch nicht sogenannte Drittpartner oder Affairen. In euch drin seit ihr immer noch Löwen, aber mittlerweile grassfressend auf der Weide stehend, weil ihr glaubt, das Leben hat euch zu Kühen und Ochsen mutiert.

Sind wir Menschen nicht oft listige Winkeladvokaten, die sich faule Kompromisse bestens erklären können? Doch unser Herz, unser Geist, unsere Seele, sind nicht käuflich, ihr Gespür ist integer und authentisch. Es pfeifft auf Argumente und bleibt unberechenbar für die Dealer der Routine. Gewinnen diese die Überhand, heisst es plötzlich Infarkt, Hirnschlag, Burnout oder Depression.

Der Schwarzwald – nicht weit und optimal, um aufzuwachen. Lös das Versprechen deiner Kindheit wieder ein. Sooo viel Zeit bleibt nicht.

Seminar „Liebessprache“, 16./17. April, Saiger Höh/Schwarzwald.


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