St.
Margrethen, 402 M.ü.M, 5750 Einwohner, liegt im Kanton St. Gallen und gehört
politisch zum Wahlkreis Rheintal. Es wird auch das „Schweizer Tor zum Osten“
genannt, bedeutungsvoll vor allem auch während der Zeit, als die Schweiz noch
den Saisonnier-Status kannte (1934-91). Ich erinnere mich an den Sommer 87, in
dem ich als Wahlstudienjahr-Student in St. Margrethen eine Praxisvertretung
inne hatte und an einem Tag 153 grenzsanitarische Eintrittsuntersuchungen inkl.
Schirmbild zusammen mit eine MPA durchführen durfte (nebst einer offenen
Sprechstunde und zu allem Übel konnte ich auch die Schrift der Chefin in den
Krankengeschichten lange nicht entziffern – es waren lange Tage). Es war auch die
Zeit, als man noch gesittet über die Grenze in die Schweiz kam, mit Papieren, dem
Willen, sich registrieren zu lassen und dem Ziel, in der Schweiz zu arbeiten: Während 10 Jahren für max. 9
Monate pro Jahr, erst dann gab es die Niederlassungsbewilligung und weitere
vier Jahre später war der Familiennachzug möglich.
Mein
Studienfreund Sebastian, ein gebürtiger Rorschacher, Kanton St. Gallen (!),
meinte, es gäbe nur noch ein Kaff, dass hässlicher wäre als St. Margrethen:
Gossau. (Das ist dort, wo man mit Kopftuch, aber nicht mit Edelweisshemd in die
Schule kommen darf). Nun ist das mit den Wohnorten so wie mit den Festen und
Jobs: Es kommt auch immer darauf an, was man daraus macht.
Mein Sohn
Philipp, 31, arbeitet in St. Margrethen als Leiter der dortigen „Mobiliar“-Agentur.
Er ist auch Präsident des lokalen Gewerbeverbandes. Seine langjährige Freundin
Martina wurde nach vielen Weiterbildungen soeben von der Gemeinde zur Leiterin
eines Alten- und Pflegeheims berufen. Ihre Eltern betreiben einen Bauernhof mit
Schwerpunkt Heuwirtschaft. Bei den Vorstellungs-Gesprächen vor den entsprechenden
Kommissionen wurde Wert darauf gelegt, dass Martina u.a. auch am lokalen
Vereinsleben rege partizipieren würde...
Obschon die
beiden in einer extrem coolen Loftwohnung in der Nachbarsgemeinde Au/SG wohnen,
überlegen sie es sich dreimal, bevor sie einen Franken ausserhalb von St.
Margrethen ausgeben. Der Arbeitgeber meines Sohnes wünscht, dass er in Bälde
Wohnsitz in St. Margrethen nimmt. Das ist sein gutes Recht. Nun gibt es aber
coole, freistehende Wohnungen in St. Margrethen etwa so häufig wie Skifahrer in
der Sahara. Also sind die beiden an einem Bauprojekt – selbstverständlich in
dessen Ausführung mit ausschliesslich lokalen Firmen. Bereits taucht das
nächste Problem auf, denn die coolen lokalen Architekten, die die Wünsche des
Paares im Sinne von „form follows function“ umsetzen wollen (oder vielleicht
können), sind so häufig wie – siehe unter Skifahrer in der Sahara. Trotzdem ist
die Hemmschwelle der beiden extrem hoch, das Projekt einem extraterritorialen
Architekten zu übergeben – gelebte lokale Loyalität, es gibt sie noch.
Trotzdem
tönt das alles nach heiler Welt. Das war nicht immer so bei meinem Sohn:
Aufgrund überhöhter Ansprüche an fahrbare Untersätze und Wohnraum, dies gepaart
mit einer sportiven, fast ausschliesslich provisionsbedingten Anstellung bei
der legendären Maschmeyerschen AWD kam
es zu schwersten finanziellen Engpass-Situationen in seinem Leben. Nach dem
schnellen Erwachen aus dem merkantilen Nirwana-Traum war er sich nicht zu
schade, phasenweise drei Jobs auszuüben und sich auch parallel vor der
militärischen Pflichterfüllung nicht zu drücken. Seine Tage begannen früh und
endeten spät. Die zweite Chance nutzend, die Ärmel nach hinten gekrempelt,
schmolzen seine Schulden wie die Butter an der Sonne – ohne väterliche
finanzielle Unterstützung und ohne Sozialhilfe wohlgemerkt. Heute ist die
Situation anders – ein bisschen ein amerikanischer Traum am Ende des Rheintals,
eine Alternative zur feinalimentierten Generation Y. Und Vaterstolz, jawohl,
auch wenn sich viele Väter heute zieren, dies zuzugeben. Schade.
In St.
Margrethen wohnt hingegen auch ein anderer Mitbürger: Emir Tahirovic, 40,
Bosnier. Das Bundesgericht hat ihm vor kurzem das Recht zugesprochen, seine
14jährige Tochter mit einem muslimischen Kopftuch in die Schule zu schicken.
Juristisch vertreten wurde er durch die „Anwälte 44“, deren Kanzleiinhaber ist
Paul Rechsteiner, SP-Ständerat, Gewerkschaftsboss und klarer Linksausleger. (Der
Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) ist im übrigen sehr zufrieden mit der
Arbeit dieser Kanzlei.) Ihr Mandant hat erfolgreich gegen die Teilnahme seiner
Tochter am Turn- und Schwimmunterricht sowie an Klassenfahrten geklagt, ebenso
gibt er sich nicht oder nur gezwungenermassen mit weiblichem Lehrpersonal ab.
Als weiteres Ziel hat er sich für das nächste Jahr die Schulweihnachtsfeier
vorgenommen. Zeit zum Klagen hat er mehr als genug, denn er ist meist
arbeitslos und lebt von der Sozialhilfe. Entsprechend wird auch sein
juristisches Hobby grösstenteils vom Steuerzahlenden gesponsort. Er selbst
bezeichnet sich nicht als Terrorist, aber als Salafist. Allah sei Dank.
Von den
5750 St. Margrethern sind 1600 muslimischen Glaubens – eine verschwindend
kleine Minderheit also... Die meisten sind aber relativ gut integriert. Doch
die Aktionen von Tahirovic sind Gift auch für die muslimische Gemeinde, denn
sie wird mehr und mehr unter Generalverdacht gestellt. Aber: Mit jedem Erfolg,
den Tahirovic verbucht, wachsen seine lokalen Anhänger.
José
Mourinho, einer der erfolgreichsten Fussball-Trainer, die Real Madrid-Legende
schlechthin, sagte einst:
„Hast du
eine faule Orange in einer Kiste mit intakten Orangen, hast du zwei
Möglichkeiten: Du nimmst sie raus und kannst die anderen Orangen essen. Oder du
lässt sie drin und alle werden faul.“
Ihnen ein
gesundes und erfolgreiches 2016!
Marco Caimi