Wie im letzten Blog zu lesen war
(„Der Mann und sein Y-Chromosom“) ist der Mann von verkümmerten Genen übersät.
Die Schäden gehen nicht spurlos an ihm vorbei – im Gegenteil. Wahrscheinlich
ist es auch zwecklos und kontraproduktiv, die Macht über Frauen zurückerobern
zu wollen. Hoffnung und Perspektiven kommen aus dem Tierreich.
Liebe Argenossen, wissen Sie, was
an uns Männern auf eine Frau am stärksten wirkt, wenn sie uns zum ersten Mal
begegnet? Nein, nicht Ihr durch-trainierter Körper, Ihr Anzug von Brioni, nicht
die Portugieser von IWC, auch nicht Ihr Schlafzimmerblick, ebenso wenig Ihre
coole Frage: „Wissen Sie eigentlich, was Sie tun müssten, um meine Handy-Nr. zu
bekommen?“
Alles falsch. Es ist Ihr Geruch,
der seine Botschaften nicht an die evolutionsmässig jüngere Denkzentren des
Gehirns sendet, sondern an ein altertümliches Gehirnareal, in dem sich Gefühle
und Erinnerungen niedergelassen haben. Deshalb wirken Gerüche oft erotisch und
wecken manchmal längst vergessene Erlebnisse mit grosser Eindringlichkeit
wieder auf.
Nicht nur Menschen
Alle höheren Lebewesen senden
Gerüche aus, mit denen sie ihre Artgenossen „beeinflussen“ wollen. Diese
Duftstoffe nennt man Pheromone. Ein Mottenweibchen kann über ihr Pheromon ein
artengleiches Männchen aus einer Entfernung von einem Kilometer (!) zur
„Audienz“ rufen. Ein Mäuseweibchen kann über ihren Geruch interessierten
Männchen ihr Menstruationsstadium verraten.
Auch wir Männer scheiden eine
geruchlose Substanz aus, die chemisch mit dem männlichen Sexualhormon
Testosteron verwandt ist und auf
Frauen anziehend, aber auch entspannend wirkt. Diese Gerüche werden auch durch
unser Immunsystem bestimmt. Frauen, gemäss Berner Forscher, bevorzugen meist
die Gerüche solcher Männer, deren Immunsystem sich von dem ihren besonders
stark unterscheidet.
Stellen Sie sich vor, liebe
männliche Artgenossen, Sie könnten diese von der Natur eingerichteten, aber
nicht immer genügend wirksamen Mechanismen noch toppen – zum Beispiel mit einer
sinnlichen Duftnote aus einem ebenso edlen englischen Parfumhaus, zum Beispiel
Creed oder Penhaligon. Wir haben uns für letzteres entschieden, ganz der
Churchillschen Tradition verpflichtet - Blenheim Bouquet. Aber auch Endymion
oder auch Vaara, den Duft der Maharadschas.
Aber Vorsicht, meine Herren: Auch
Frauen werden vom gleichen Haus beliefert: Lily of the Valley, Malabah,
Elenisia – nicht, dass es uns wie den Männchen von gewissen Spinnenarten geht,
bei denen die Männchen von deren Pheromonen gelockt werden. Wenn die Weibchen
dann so richtig in Schwung sind, beissen sie den Männchen den Kopf ab. Für die
Männer ein ernst zu nehmendes medizinisches Problem, für das Weibchen aber ein
Lustgewinn – „Shades of Grey“ mit umgekehrten Vorzeichen: Mit der Enthauptung
verliert das Männchen alle Hemmungen und zieht dann jegliche Register in Sachen
Begegnung genitaler Spinnenkasten. Nun, Spinnenmännchen sind, wenn sie den Kopf
verlieren, wenigstens am Ziel ihrer Träume, bei uns Menschenmännchen wird’s
dann nach Kopfverlust meist mittelfristig teuer.
Nun, wie versprochen: Es gibt auch
Perspektiven für Männchen aus dem Tierreich, die auch ein menschliches
Erfolgsmodell sein könnten und durchaus eine Prüfung durch
Start-up-Vereinigungen verdienen würden:
Bei gewissen Tiefseefischen
verbeisst sich das kleine Männchen in den Bauch des viel grösseren Weibchens
(!), logt sich so in dessen Blutkreislauf ein und wird dadurch nicht nur ein
Leben lang herum getragen wie ein Grossfürst in seiner Sänfte, sondern auch wie
ein Embryo ernährt. Das Weibchen hat dafür immer einen oder sogar mehrere
Liebhaber stand by zur Verfügung. Eine klassische Win-Win-Situation, denn in
der dunklen und sauerstoffarmen Tiefe der Meere ist das Leben hart und
Paarungspartner nicht einfach zu finden.
Männer, why not? Anstatt in
geschlechtliche Grabenkämpfe zu steigen und dauernd den Zampano, Ernährer und
Beschützer spielen zu wollen ein sorgenfreies Dasein als permanent escorts?
Think about!
© marco.caimi@aequilibris.ch