Mitnichten. Der FCB befindet sich in seiner
wahrscheinlich erfolgreichsten Phase der Clubgeschichte. Dafür gebührt der
Führung um Präsident Bernhard Heusler ein (weiteres) grosses Lob.
Was sich allerdings seit der ersten Minute des
Cupfinals am 7. Juni dieses Jahres bis gestern 21.07 (Medienkonferenz des FC
Basel) in und vor allem um den Schweizer Vorzeigeclub abgespielt hat, ist
dessen schlicht unwürdig, spontane Machenschaften im „modernen“ Fussball hin
oder her.
Der Cupfinal war für jeden Fan des Stadtclubs
am Rheinknie eine Frechheit, mit Ausnahme der Performance des FC Sion. Ausser
einem für seinen Einsatz dankbaren und grossartigen Cup-Torwart Vaillati
schienen die FCB-Spieler Rasen, Publikum, Trainer und Vorstand bestreiken zu
wollen – Arbeitsverweigerung pur. Die meisten Shirts mussten wahrscheinlich
nicht mal gewaschen werden nach dem Schlusspfiff. Ich habe noch nie ein solches
Verhalten einer Mannschaft in einem Endspiel im eigenen Stadion, auch wenn der
Schweizerische Fussballverband SFV Schirmherr der Veranstaltung war, gesehen.
Nahtlos passte sich die Körpersprache des Trainers denen der Spieler an...
Endlos nervend der (vorwiegend mediale, aber
auch clubinterne) Schwachsinn von „Übersättigung“ und „nicht aufrecht erhalten
können der Spannung“ nach dem Meistertitel. Klartext: Teuerst bezahlte junge
Männer, die einem privilegierten Beruf mit endlos viel Goodies nachgehen,
können sich für ein Endspiel nicht motivieren? Oder jubeln Ihnen, geneigte
LeserInnen, jeweils gut 30’000 Menschen zu, wenn Sie Ihren Arbeitsplatz
erreicht haben?
Gestern wurde die Trennung von Trainer Paulo
Sousa bekannt gegeben. Seine insbesondere kommunikativen Stinkstiefeleien haben
ein Ende gefunden. Es gebührt ihm der Dank für einen weiteren Meistertitel.
Aber auch wenn wir Otto Rehagel bemühen müssen, dass „Geld keine Tore
schiesst“: Mit Verlaub, die Hälfte der Raiffeisen-Superleague-Trainer wäre mit
diesem Kader Meister geworden. Durchaus toll die Wissenschaftlichkeit der
Arbeitsmethodik seines Staffs: Verletzungen waren weitgehend ein Fremdwort in
dieser Saison. Auch die Idee der gemeinsamen Mahlzeiten sind bei solchen
monetär verwöhnten, esstechnisch aber oft verwahrlosten Jungspunts wie es
Fussballer nun mal sind, sicher sehr sinnvoll. Ob man Trainings von der
Öffentlichkeit abschotten muss, kann ich nicht beurteilen.
Was aber war sportlich anders als bei Murat
Yakin, der für seinen Abgang nun auch nicht gerade den roten Teppich ausgerollt
bekam? Ein paar Tore mehr geschossen, okay. Attraktivere Spiele? Ich hab fast
alle gesehen und die Antwort ist grösstenteils: Nein! Cupfinal erreicht?
Schaffte auch Murat. Meistertitel: Schaffte auch Murat. Erfolgreiche
europäische Kampagne? Schaffte auch Murat. Deutschkenntnisse? No comment,
scheint offenbar ein Kriterium für Fussballtrainer in Basel geworden zu sein
(früher war es die gefühlte Aufenthaltszeit des Chef-Trainers in der Freien
Strasse – Gruss nach Bayern!).
Murat Yakin wurde auch entlassen, um den FCB
neu zu erfinden. Ist dies auch bei Sousa so? Wie kann sich der FCB aber erneut
neu erfinden mit den letztlich, europäisch gesehen, doch beschränkten Mitteln?
Interessiert irgenwann mal der siebte, achte, neunte Titel am Stück, wenn man
sich mit dem Verein nicht mehr identifizieren kann?
Neu erfinden? Indem der Verein einmal innehält.
Es bleibt zu hoffen, dass eine Variante mit einem Trainer aus den eigenen
Reihen gewählt wird, haben wir doch Fachleute im Verein wie Ceccaroni, Wicky,
Häberli und andere, die im Nachwuchs eine tolle Arbeit leisten. Gepaart mit dem
vielleicht besten Nachwuchs-Campus weltweit, den sich der FC Basel zurecht auch
einiges kosten lässt, wäre es eine Chance, den Club wieder lokal richtig zu
verwurzeln. Mit der richtigen Kommunikation, um die sich die Führung des FCB
aus natürlichen Talentgründen keine Sorge zu machen braucht, würde es der
Grossteil der Fans und Sponsoren mit Sicherheit verstehen, wenn man auch für
einmal nicht Meister würde. Herzblut, Passion und Engagement können für eine
vorübergehende Zeit auch mal Pokale vergessen machen, denn: Viele solcher
Sousa-Possen veträgt auch der FCB nicht.
Dieser Tage wird der FC Basel einen neuen
Trainer vorstellen. Ich wünsche dem Vorstand den Mut für eine regionale und
junge Lösung, vielleicht mit der Frage im Kopf, woher denn ursprünglich Pep
Guardiola kam...
© marco.caimi@aequilibris.ch
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