Letzteres gilt als Beschimpfung. Männer sind vor
allem im Umgang mit dem ganzen Informationsmüll, der jeden Tag auf uns
eindrischt, selten wirklich dicht oder zumindest gefiltert, leider umgeben sie
dafür im Wahrnehmen von Regungen, Gefühlen, Unpässlichkeiten, Schmerzen
teilweise dickste Betonmauern.
In therapeutischen Gesprächen gilt es oft als
erstes, diese Dichtigkeit in Bezug auf die Selbstwahrnehmung aufzulockern, um
Situationen oder gar Probleme zu verstehen. Diese Verschlossenheit führt oft
dazu, dass die Männer nicht mehr sich selbst sind. Weltberühmt wurde ein
Cartoon von Peter Steiner:
„On the Internet, nobody knows you’re a dog“, 1993
erschienen im New Yorker. Niemand weiss, ob hinter dem Bildschirm ein Mensch
oder ein Hund sitzt. Die cyberutopistische Phantasie, in der digitalen Welt
nicht mehr authentisch sein zu müssen, verhindert Authentizität auch mehr und
mehr in der realen Welt. Trotz oder gerade wegen Facebook? „Having two
identities is a lack of integrity“, so Mark Zuckerberg in seiner Biographie
„The Facebook Effekt.“
Aber: Bleibt Authentizität im Job nicht oft ein
Lippenbekenntnis? Zumindest wird es auf die Minimalforderung beschränkt: Nicht
direkt zu lügen. Der Psycho-therapeut Bernd Sprenger rät seinen
berufsüberlasteten Patienten, da vermeintliche Schwächen taktisch von (auch
innerbetrieblichen) Konkurrenten ausgenutzt werden können, zu selektiver Authentizität: Nicht lügen,
aber trotzdem die innersten Überzeugungen und Gefühle schützen. Im Job muss man
nicht alles erzählen. Auf den einfachsten Nenner bringt es der ehrenwerte
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker:
„Wenn es ernst wird, müssen wir lügen.“**
Die Zukunft gehört No-thenticity oder Identity
Management: „Wir werden nicht mehr versuchen, „wir selbst“ zu sein. Vielleicht
hat es dieses reine Selbst auch nie gegeben. Stattdessen werden wir lernen,
unsere verschiedenen Identitäten souverän zu managen,“ schreiben Janine Seitz,
Cornelia Kelber und Anja Kirig in der aktuellen Ausgabe von Trend update.
Früher landete man dafür unter der Diagnose „akute
Schizophrenie“ mit einem fürsorglichen Freiheitsentzug in der Klinik, dort
gab’s dann auch schon mal die Jacke und eine Unmenge Haldol. Fortschritt hat
immer verschiedene Fazetten.
Voranzeige: ReInvention: Deine Standortbestimmung, um so vieles zu
erkennen, damit du nicht mehr lügen musst, wenn es ernst wird....:-))
Das neue 12 wöchige
Coaching-Programm von Dr. med. Marco Caimi, ab Juli 2015 in der Männerpraxis
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