Donnerstag, 8. Januar 2015

BITTE UM ASYL FÜR DIE SATIRE!

Ich bin zornig, verunsichert, ja beinahe erschüttert und verängstigt. Da ich, als Quereinsteiger, aber nach zigfacher Aufforderung, unter anderem von den Auditorien einer grossen Schweizer Bank (die in diesen kargen Zeiten nicht immer nur zu lachen hatte), 2015 in die medizinische Kabarett-Szene einsteige, beobachte ich mit Argwohn, was überhaupt noch als Humor und Satire toleriert wird (Dieter Nuhr und Andreas Thiel lassen grüssen, gell Roger S.!). Darf ich beispielsweise überhaupt noch die Frage stellen, was denn ein muslimisches Dilemma sein könnte?
Dürfen Kabarettisten überhaupt noch Lunten legen, die bestenfalls bis zu Tischbomben führen? Wer äussert sich überhaupt noch in diesem eingeschüchterten, eingeschlafenen und feigen Abendland, wenn nicht diese?
Aber: Mittlerweile gibt es nicht nur bärtige Kabarettisten-, sondern auch Karikaturistenjäger, die selbst keine Tischbomben, sondern meist richtige Bomben legen oder losballern. Der Unterschied dürfte jedem klar sein: Tischbombe = es fliegen Pappnasen durch die Luft. Richtige Bombe = es fliegen Leichenteile durch die Luft.

Es werden, unter dem nebulösen Denkmantel der political correctness nicht nur in totalitären Staaten Listen mit Themen verfasst, über die man keine zeichnerische oder verbale Satire mehr niederprasseln lassen darf:

Islamisten, speziell Dschihadisten
Mohammed
Kalifen
Salafisten
Wahabiten
IZR
Burkas
Pierre Vogel
BaZ-Kritiker
Minarett-Befürworter
Blocher-Hasser
Thiel-Gegner
Schawinski-Freunde
u.v.a.m.

Die elitären Wächter der Korrektheit argumentieren in arroganter Umkehrung aller wirklichen Vorzeichen mit Begriffen wie Toleranz, Aufklärung, Solidarität und Religionsfreiheit. Wohin führt das? Wahrscheinlich werden wir auch noch das Säuliamt abschaffen, weil es nicht ganz koscher ist. Hammelfleisch statt Gammelfleisch und Fladenbrot als unser letztes Gnadenbrot.

Jedes bisherige Zensurgesetz zeigt, woraus es hinausläuft, wenn der politische Opportunismus die vermeintlich politische Korrektheit von Aussagen festlegt. Die Blüten daraus sind reichlich bunt. Beispiel:

Die Hogesa-Demo in Köln gegen Ende 2014 (Hooligans gegen Salafisten) wird als speziell gewalttätig apostrophiert. Bilanz: 5000 Teilnehmende, eine eingeschlagene Scheibe, 13 Verhaftete, 4987 Nichtverhaftete – ein Aufschrei der Empörung. (Da wären die Anti-OECDler in Basel und die Freiraumsuchenden in Zürich noch nicht mal warmgelaufen!) Irgendwelche Koransuren werden konsekutiv neu frei interpretiert, wie friedliebend doch der Islam ist. Auch die Salafisten be-haupten, sorry, ent-haupten dies noch immer in voller Inbrunst.
Fast gleichzeitig veranstalten die Surensöhne, nicht im Aargauer Suhrental, sondern in Deutschland, eine andere Demo und brüllen: „Hamas, Hamas, die Juden ab ins Gas!“ Empörung? Fehlanzeige, man könnte ja Gazprom verärgern. Anzeigen minimal, Verurteilungen nix, auch keine verbalen, insbesondere nicht von der diesbezüglich in ewigem opiatgeschwängertem Schweigen versunkenen „muslimischen Gemeinschaft“.
Richter urteilen nach Gesetzen. Diese werden von Politikern gemacht, von der Berufsgruppe also, die statistisch gesehen öfter lügt als alle anderen Berufsgruppen zusammen. Lüge wird Wahrheit, das Aussprechen der Wahrheit unter Strafe und Fatwa gestellt.

2005 ging’s los mit den Mohamed-Karikaturen in „Jyllands Posten“ in Dänemark. Die westliche Welt machte einen Dauer-Kniefall vor den Gefühlen der muslimischen Mitbürger.
Zehn Jahre später der Supergau. Nebenstehende, aktuelle Karikatur des Charlie Hebdo Chefkarikaturisten als traurige, sich selbst erfüllende Prophezeiung. Jedes Opfer in dieser Redaktion ist unendlich tragisch, das schlimmste aber: Dieses Attentat trifft die westliche Welt im tiefsten Inneren, im kost-barsten, was sie hat: In der geistigen und kulturellen Freiheit, Errungenschaften und Merkmale aus der Aufklärung, hart erarbeitet. Dies dürfen wir uns nicht, nie mehr nehmen lassen, schon gar nicht unter dem Deckmantel einer „Religion“, die, gelebt und gedeihend in nicht laizistischen Staaten, keine Religion mehr ist und nie war, sondern eine Staatsideologie zur Vernichtung Andersgläubiger, vergleichbar mit dem Nationalsozialismus oder der Inquisition in ihren dunkelsten Zeiten.
Wenn Hassprediger Kabarettisten, Karikaturisten und Satiriker zu Hasspredigern machen, spätestens dann steht die Welt auf dem Kopf. Paris war zu viel, das Schweigen muss ein Ende haben!

Der Westen fokussiert auf Putin, die Gefahr droht woanders her, darin getarnt auch die türkische Kriegsgurgel und Kurdenverachter Erdogan. Die Minarette seien die Speerspitzen ihrer Armen. Ja, bauen wir diese Minarette, aber bitte nur, wenn wir sie auch sofort mit den Muezzinen bestücken. Dann können wir uns schon mal akustisch daran gewöhnen, was uns, spätestens aber die nächste Generation erwarten dürfte. Der Frosch in der Pfanne hat auch nicht gemerkt, dass das Wasser immer heisser wird, bis er darin verbrüht ist.

Ich bin gespannt, wie die classe politique reagieren wird. Super Doris hat ja den Anfang gemacht und getwittert, dass Satire kein Freipass sein darf. Da werden die Journalisten Freude haben über so viel Mitgefühl über ihre gemeuchelten Kollegen.

Ich bin gespannt, wie die muslimische Gemeinschaft reagieren wird. Wahrscheinlich ein sechstes Gebet für alle AttentäterInnen einführen.

Und ich bin gespannt, ob Giacobbo/Müller je wieder ihren dämlichen Minarett-Counter zu zeigen wagen.

Da wäre noch die Frage wegen des muslimischen Dilemmas:
Antwort: Schweinefleisch umsonst.

PS: Noch eine Frage: Gibt es in der Schweiz eigentlich schon eine Helmpflicht für Selbstmordattentäter?

Anzeige:

Medizinisches Kabarett made in Switzerland:

„HENKERSMAHLZEIT – Das Leben kann auch zum Tode führen“
Von und mit Marco Caimi – garantiert rabenschwarz!

Am Keyboard: Klaus „Magic Hands Bühne II“ Huber

28./29. Mai 2015; 20.00 Uhr
Tabourettli/Theater Fauteuil Basel
Tickets unter www.fauteuil.ch oder unter info@aequilibris.ch

8-tung: Trotz Metalldetektoren am Eingang Besuch auf eigene Gefahr!