Betreff-Zeile:
VERMISSTENANZEIGE
„Im Wald zwei Wege boten sich mir
dar,
und ich nahm den, der weniger
betreten war,
und dies veränderte mein Leben.“
Robert Lee Frost
Einen Tipp
zuvor: Bevor ihr empört den Newsletter abmeldet, schlaft mal drüber. Hab ich doch
alles auch erlebt. Mehrfach. In allen Rollen.
In meiner
Sprechstunde habe ich mich mit einigen über die Kunst
der
Zwischenmenschlichkeit unterhalten - neudeutsch Paartherapie. Über
Missverständnisse. Über eine Paarkommunkation, die man in den wesentlichen
Punkten auch Stummfilm nennen könnte. Über Sehnsüchte und
Seelenverwandschaften. Über Leid und Aufbruch. Über Toleranz und trotzdem
vieles nicht verstehen können. Über fehlende Aufmerksamkeit, über ausgflogene
Neugier, über vergrabene Verspieltheit. Ja, und über falsche Scham, die so
vieles verhindert und kaputt macht.
Oft liegt
es nur im kleinen Argen, der Teufel steckt nicht selten in den Details. Am Ende
ist es die Summe.
Deshalb haben
wir uns entschlossen, diese gehörte Kreatur mit Pferdefuss in einem Seminar
auszutreiben. Nicht einfach, denn es braucht Mut, sich für so etwas anzumelden.
Eine undefinierbare Angst hindert uns daran. Das Wort Angst hat indogermanische
Wurzeln („anghu“) und heisst dort so
viel wie „beengend“. Wie manchmal das
Leben, für viele ein Mix zwischen Gefängnis und Wartezimmer auf den Tod.
Auf was
wollen wir denn warten? Verharren wir nicht schon in einer Rente der Gewöhnung?
Warten heisst Stillstand heisst Sterben. Ja, in der Tat sind viele schon vor
dem letzten Atemzug tot. Wo sind die Fackelträger unseres wachen Bewusstseins
geblieben?
Haben wir
uns als Kind nicht mal das Versprechen gegeben, die Welt offen und
vorurteilsfrei zu entdecken? Steckte nicht in jedem neu entdeckten Kieselstein
eine kleine Welt? War nicht jede Pfütze ein See und jeder Tümpel, über den wir
die Steine geschilffert haben, ein Ozean? Du glaubst mir nicht? Schau dir Fotos
aus deiner Kindheit an und vergleiche deine Augen, deinen Blick, deine
Ausstrahlung mit der Jetzigen....
Was haben
wir uns als schon „Erwachsene“ ins Ohr geflüstert, als wir zusammen gekommen
sind? Alles vergessen oder im Sumpf gesellschaftlicher Konventionen und der
unerträglich gewordenen Gender- und Politkorrektheit erstickt?
Wo ist sie
geblieben, diese Neugier, diese Unbeschwertheit, diese Offenheit? Haben wir sie
tatsächlich abgegeben, zuerst an der Schul- dann an der Bürogarderobe? Und zu
Hause? Dort hat sie nicht mehr mal mehr an der Garderobe Platz, sondern wir
motten sie in einer Kiste ein und die steht im Keller oder auf dem Dachboden...Dieses
„Aufräumen“ nennt man dann: „Wir haben uns irgendwie auseinander gelebt...“ Und
meinen, dass uns der andere „einfach nicht mehr wahrgenommen hat.“ Dabei missachten
wir das elfte Gebot: „Du sollst Gott nicht langweilen...“
Es gibt
niemanden, den ihr für euren Beziehungs-Dauerschlaf verantwortlich machen
könnt. Nein, auch nicht sogenannte Drittpartner oder Affairen. In euch drin
seit ihr immer noch Löwen, aber mittlerweile grassfressend auf der Weide
stehend, weil ihr glaubt, das Leben hat euch zu Kühen und Ochsen mutiert.
Sind wir
Menschen nicht oft listige Winkeladvokaten, die sich faule Kompromisse bestens
erklären können? Doch unser Herz, unser Geist, unsere Seele, sind nicht
käuflich, ihr Gespür ist integer und authentisch. Es pfeifft auf Argumente und
bleibt unberechenbar für die Dealer der Routine. Gewinnen diese die Überhand,
heisst es plötzlich Infarkt, Hirnschlag, Burnout oder Depression.
Der Schwarzwald
– nicht weit und optimal, um aufzuwachen. Lös das Versprechen deiner Kindheit
wieder ein. Sooo viel Zeit bleibt nicht.
Seminar
„Liebessprache“, 16./17. April, Saiger Höh/Schwarzwald.
Mehr
Infos und Anmeldung unter caimi-health.ch
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